Wie du als Pferdemensch von Yoga profitierst

Yoga ist ein Trend, den man heutzutage nicht mehr übersehen kann. Vor mehr als 20 Jahren als ich meine erste Yogastunde besuchte, war es noch etwas Exotisches. Studios gab es wenige und die Lehrer lehrten oft bei ihren Gurus in Indien. Heute ist Yoga ein Trend, jedes Fitness-Studio bietet eine Vinyasa Stunde an und es gibt mittlerweile gefühlt gleich viele Yogaleggings-Produzenten wie Yogalehrer und -lehrerinnen.

Was ist dran an dem Trend? Oder besser, wie können wir Pferdemenschen Yoga für uns nutzen?

Seit 10 Jahren führe ich nun Reiten & Yoga Retreats durch und habe über die Jahre die Yogastunden immer mehr auf Reiterinnen und Pferdemenschen zugeschnitten. In diesem Blogpost möchte ich dir die verschiedenen Vorteile erläutern, die Yoga für dich haben kann, wenn du mit Pferden arbeitest.

Aktuell bin ich in Palermo und vor ein paar Minuten auf den Hintern gefallen. Die Strassen sind mit grossen glatten Steinen ausgelegt, ich war am Handy, habe Schuhe ohne Profil an und bin auf einem dieser glatten Steine ausgerutscht. Und eben, auf den Hintern gefallen. Dabei habe ich meine Handtasche aufgefangen und bin sanft gelandet.

Wieso schreibe ich dies hier? Einer der vielen Vorteile von Yoga ist, dass wir sicherer fallen. Beim Reiten kann dies den Unterschied machen zwischen einem gebrochenen Handgelenk oder nur einem blauen Fleck. Die Yoga Asanas (Körperstellungen) halten unseren physischen Körper in Schwung und helfen unserem Körper Kraft aufzubauen und Muskeln und Faszien zu dehnen. Ein flexibler und starker Körper fällt anders als ein rigider.

Ich kenne das noch von meinen Reitstunden als Teenager. Wie oft bin ich da beim Springen vom Pferd gefallen oder in der Halle an die Bande geknallt. Hat mir das etwas gemacht? Nein. Ich bin immer nur mit blauen Flecken und einer guten Geschichte nach Hause gekommen. Vor ein paar Jahren (knapp 20 Jahre später) bin ich dann von Penny runtergeflogen. Auch da bin ich wieder sanft gelandet, hatte aber einen rechten Schock. Und war nachher lange unsicher und nicht mehr so unbeschwert.

Vielleicht kennst du das, je älter du wirst, umso mehr Angst hast du vor dem Fallen. Vielleicht merkst du sogar, dass du nicht mehr so beweglich bist oder du hast auch ohne Sturz schon Schmerzen. Hier hilft Bewegung! Ob das nun Yoga, Aikido, Gymnastik oder was auch immer ist: mach es! Unser Körper ist das Haus, in dem unsere Seele wohnt. Und wer möchte nicht ein schönes Zuhause haben? Durch eine besser Körperwahrnehmung wirst du deinem Körper mehr vertrauen, und wenn du dann einmal stürzen solltest, ist dein Körper viel besser darauf vorbereitet.

Yoga hilft dir aber nicht nur in solchen “Extremsituationen” sondern auch in der Kommunikation mit deinem Pferd. Pferde sind der Inbegriff von “embodyment”, von “Verkörperung”. Ihre Kommunikation, ihr Leben, ihr Wesen hängt so eng mit ihrem Körper zusammen. Im Gegensatz zu ihnen wohnen wir viel zu oft in unserem Kopf. Hier entstehen auch oft Konflikte und Probleme zwischen Mensch und Pferd. Ein Pferd denkt mehr mit dem “Körper”, wir mehr mit dem “Kopf”.

Mit Yoga kommen wir vom Kopf in den Körper und spüren besser. Wir nehmen die körperlichen Signale der Pferde besser wahr (Verbesserte Wahrnehmung durch Yoga) und können uns dementsprechend besser über unseren Körper ausdrücken. Z.B. können wir feinere Hilfen beim Reiten geben, spüren die Reaktion von unserem Pferd früher und werden so immer feiner in unserer Kommunikation.

Wollen wir nicht alle ein durchlässiges Pferd? Eines, was einen fliegenden Galoppwechsel beherrscht und immer für alles motiviert und lernbegierig ist? Hier ist wichtig zu fragen: und was kann ich bieten? Bin ich auch “durchlässig”? Habe ich eine gute Kondition? Bin auch ich bereit immer wieder etwas Neues zu lernen? Ich möchte eine gute Partnerin für mein Pferd Na’ima sein. Ich versuche, mich gut zu ernähren, mich regelmässig zu bewegen, mache Kraftübungen und versuche auch, mich geistig und emotional weiterzuentwickeln. Ich wertschätze ihre Bemühungen und habe auch kein Problem einmal etwas mehr von ihr zu fordern, denn ich bin bereit das auch zu tun.

Yoga besteht aus verschiedenen Elementen. Asanas sind nur ein kleiner Teil davon. Weiter gehört auch Pranayama (Atemübungen) und Meditation dazu. Es gibt noch mehr wie Kryas (Reinigungsübungen) und anderes, aber das würde hier den Rahmen sprengen.

Pranayma und Meditation wirken mehr auf der feinstofflicheren Ebene. Pranayama hilft, die Energie im Körper zu lenken, dein Nervensystem zu regulieren und dein Bewusstsein zu erweitern. Mit der Atmung kannst du dich aktivieren (z.B. mit Kapalabhati) wenn du müde und träge bist; oder dich beruhigen, wenn du aufgeregt oder gestresst bist (Ujjayi oder Anuloma Viloma). Meditation hilft dir, deine Gedanken zu beobachten und dich vom alltäglichen Drama zu distanzieren. Du wirst gelassener, feiner in deiner Wahrnehmung und weniger impulsiv.

Ich könnte die Liste noch unendlich fortsetzten. Mir hilft meine Praxis täglich beim Umgang mit Pferden und das möchte ich mit Reiten & Yoga weitergeben.

Videos zu Asanas, Pranayama und Meditation findest du auf meinem YouTube Kanal.

Wo hilft dir Yoga? Ich würde mich freuen diesbezüglich von dir zu hören.

Posted on May 1, 2023 .