Reichen meine Reitkenntnisse aus für…

… Oft werde ich gefragt, welche Reitkenntnisse für einen erforderlich sind.

Diese Frage kann ich nicht in ein bis zwei Sätzen beantworten, daher schreibe ich heute einen Blog-Post darüber, den ich dann jeweils verlinken kann ;)

Also, wie bei vielen Antworten hängt es von verschiedenen Faktoren ab. Fangen wir mit den verschiedenen Retreats an. Wie du vielleicht weisst oder hier lernst, bieten wir verschiedene Retreats an. Diese dauern drei bis acht Tage und finden in der Schweiz oder im Ausland statt (Ibiza, Island, Marokko, Namibia und Sizilien). Jeder Retreat hat eine eigene Website, auf der du alle wichtigen Informationen findest. Die Websites sind sehr ausführlich und enthalten ein detailliertes Programm des Retreats sowie Informationen zu den Ausritten, dem Yoga, den Unterkünften, dem Essen, dem Preis usw. Dort findest du auch Informationen zu den erforderlichen Reitkenntnissen für den Retreat. Die verschiedenen Retreats richten sich an unterschiedliche Reitkenntnisse, das Yoga ist immer für alle geeignet. Es gibt Retreats für Reitanfängerinnen und solche für fortgeschrittene Reiterinnen.

Alle unsere Angebote, inkl. der Reitkenntnisse, findest du hier.

Nun wird es spannend. Was bedeutet "Anfänger" und was "Fortgeschritten"?

Fangen wir mit den Anfängergruppen an. Hier musst du nichts können. Diese Gruppen sind für absolute Anfängerinnen bis hin zu denen gedacht, die zwar schon einmal auf einem Pferd gesessen haben, aber noch nicht geritten sind. Vielleicht bist du schon einmal getrabt, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall geht es in diesen Gruppen sehr entspannt zu und her. Es wird dir alles erklärt, von wie du ein Pferd putzt und sattelst bis hin dazu, wie du aufsteigst, das Pferd lenkst, stoppst usw.

Nun wird es komplex. Für die "Fortgeschrittenen"-Gruppe musst du in allen drei Gangarten sicher sein. Manchmal werde ich gefragt, was das bedeutet. Ich sage dann oft: "Wenn man weiss, was das bedeutet, dann kann man es auch." Du hörst es heraus, die Frage kommt meistens von fortgeschrittenen Anfängerinnen oder Menschen, die früher einmal geritten sind, aber schon lange nicht mehr und nicht wissen, ob sie es noch können. Hier möchte ich noch etwas erklären. Im Galopp auf dem Pferd zu bleiben bedeutet NICHT, dass man in allen Gangarten sicher ist. Klar, es gibt Menschen, die oben bleiben, aber sich festhalten zu können und nicht herunterzufallen ist für das Pferd nicht angenehm. Ein Pferd ist kein Fahrrad, sondern ein fühlendes Wesen, das seinen Job macht und nicht einfach sagen kann: "Aber so mag ich das nicht." Da mir die Haltung und der Umgang mit den Pferden am Herzen liegen, bin ich manchmal auch etwas streng bei der Einteilung. Wenn jemand unsicher wirkt, teile ich die Person lieber erst in die Anfängergruppe ein. Warum? Wegen des Pferdes. Ich möchte nicht, dass ein Pferd leidet. Ich möchte, dass es seinen Job machen kann und sich dabei wohlfühlt. Das erfordert, dass die Person oben ihren Teil dazu beiträgt. Und manchmal ist weniger mehr.

Klar, jeder hat einmal angefangen und ist schon mal beim Lernen des Leichttrabens dem Pferd in den Rücken gefallen, hat an den Zügeln gezogen, um sich festzuhalten, und die Beine zusammengeklemmt um sich festzuhalten. Fehler gehören dazu, und man wird nur durch Lernen besser. ABER, dies sollte in einer Reitstunde unter fachlicher Anleitung passieren. Die Reitlehrerin kann eingreifen und korrigieren und alles didaktisch so aufbauen, dass die Reiterin es schnell lernt.

Meine Retreats sind jedoch keine Reitstunden, sondern Ausritte oder Wanderritte. Daher musst du vor dem Retreat bereits so weit sein, dass du dies gut reiten kannst. Und zwar so, wie es ausgeschrieben ist. Immer wieder erhalte ich Anfragen von potenziellen Teilnehmerinnen, die mir schreiben, dass sie als Kind geritten sind, aber nicht wissen, ob sie es noch können. Ich frage dann immer nach, wie lange sie damals geritten sind, ob sie Reitstunden hatten und ob sie eher ängstlich oder mutig sind. So kann ich meistens abschätzen, ob es passt. Wenn jemand in der Kindheit bis Jugend mehr als 3 Jahre lang Unterricht hatte (ungefähr einmal pro Woche) und nicht sehr ängstlich ist, passt es meistens mit einem normalen Ritt für Fortgeschrittene. Die Muskeln wird man nach mehreren Jahren nicht mehr im Sattel spüren, aber da Reiten wie Fahrradfahren ist und man es nicht verlernt, kann sich der Körper schnell wieder an die Bewegungsabläufe erinnern. Vorsichtig bin ich bei Personen, die keine Reitstunden hatten, weniger als 3 Jahre geritten und eher ängstlich sind. Hier finde ich, dass man erst einmal an einem kürzeren Retreat teilnehmen und in der Anfängerinnen-Gruppe reiten sollte. Wenn das gut läuft, kann man immer noch wechseln. Andersherum ist immer schwierig, da die Person dann manchmal Angst bekommt und die Gruppe nicht das machen kann, was dem Level entspricht. Ausserdem möchte ich auch, dass die Retreats sicher sind. Wir haben sehr wenige Unfälle, und das liegt sicher auch daran, dass wir bei der Anmeldung etwas streng sind.

Und dann gibt es noch die Frage nach den Reitkenntnissen für Marokko. Die vier Tage Reiten am Atlantik sind ein Traum, sozusagen 1001 Nacht auf dem Pferderücken. In der Ausschreibung steht: sehr gute Reitkenntnisse (wir reiten Hengste), gute Ausdauer für mehrere Stunden im Sattel inklusive langer Trab- und Galoppstrecken und gute körperliche Verfassung. Wir reiten vier Tage entlang des Atlantiks, oft am Strand. Einige der Pferde sind ehemalige Rennpferde und lieben es, am Strand zu galoppieren. Die Pferde legen ein Tempo vor, das viele noch nie geritten sind. Die Pferde sind anständig, gut gehalten und sehr menschenbezogen. Sie sind jedoch Araber-Berber-Hengste, die viel Kraft und Ausdauer haben. Wie gesagt, ist es mir wichtig, dass die Retreats Spass machen und die Gruppen homogen sind. Daher ist es besonders bei diesem Marokko Retreat wichtig, dass du eine sehr gute Reiterin bist. Das kann bedeuten, dass du vielleicht selbst ein Vollblut zu Hause hast, länger reiten als laufen kannst und jede freie Minute im Stall verbringst. Es kann auch bedeuten, dass du keine Angst vor Tempo hast und schon mehrere Jahre reitest, vielleicht warst du sogar mal Jockey oder reitest selbst Pferde ein. Wenn du "lange Galoppstrecken" liest, sollten deine Augen glänzen und du dich bereits mit Wind im Haar am Meer sehen, anstatt zu denken: "Wie lange ist wohl 'lang'?"

Ich möchte mich bei der Anmeldung der Retrats nicht auf Brevets und die Anzahl der Reitjahre festlegen. Jemand ohne Brevet kann möglicherweise besser reiten als jemand mit, und nur weil man seit 10 Jahren reitet, bedeutet das manchmal nicht, dass man sattelfest ist. Mir ist es am liebsten, wenn du mir direkt eine Nachricht schreibst und fragst. Am besten mit möglichst vielen Informationen über deine eigenen Reitfähigkeiten, wie lange du schon reitest, wie lange vielleicht auch nicht mehr, wie lange damals, mit oder ohne Reitunterricht usw. So können wir gemeinsam herausfinden, bei welchem Retreat du am glücklichsten sein wirst.

Posted on November 4, 2023 .