Mit der Bewegung fliessen – warum Twists den Galopp leichter machen

Hast du immer wieder das Gefühl, im Galopp festzuhalten oder aus dem Takt zu geraten? Vielleicht spürst du, dass dein Oberkörper unbeweglich bleibt, dein Becken blockiert oder dein Pferd unter dir unruhig wird. Oft liegt der Grund nicht beim Pferd, sondern darin, dass dein Körper die feinen Spiralbewegungen des Galopps nicht geschmeidig mitgehen kann.

Damit du verstehst, was hier passiert, schauen wir uns den Bewegungsablauf im Galopp genauer an.

Der Bewegungsablauf im Galopp – Schritt für Schritt

1. Einsprung mit dem inneren Hinterbein
Das innere Hinterbein tritt weit unter den Schwerpunkt. Gleichzeitig hebt sich der innere Vorderfuss, um Platz zu machen. Das Becken des Pferdes kippt leicht ein, die innere Schulter hebt sich, die äussere senkt sich. Im Rücken des Pferdes beginnt die Spiralbewegung um die Längsachse.
Für dich: Deine innere Beckenseite schwingt nach vorn-unten, die äussere dreht leicht zurück. Auch in deiner Wirbelsäule ist eine feine Rotation spürbar.

2. Einbeinstütze auf dem inneren Hinterbein
Für einen Moment trägt das innere Hinterbein fast allein das Gewicht. Dabei muss der Rücken des Pferdes sowohl Tragkraft als auch Rotation koordinieren.
Für dich: Dein Becken sollte elastisch bleiben, damit du die Spiralbewegung zulässt und nicht blockierst.

3. Abfussen und Vorgriff der Vorderbeine
Zuerst fusst das äussere Vorderbein auf, kurz darauf das innere. Dabei senkt sich die innere Schulter, die äussere hebt sich. Die Spiralbewegung setzt sich über die Brustwirbelsäule bis in den Schulterbereich fort.
Für dich: Dein Brustkorb nimmt diese Rotation sanft auf. Deine Schultern bleiben insgesamt aufgerichtet und gerade, sie folgen der Bewegung nur minimal.

4. Schwebephase
Alle vier Beine verlassen den Boden. Der Rücken streckt sich, die Rotation wird für einen Moment kleiner, fast gerade.
Für dich: Du bleibst aufgerichtet und in Balance, ohne dich festzuhalten.

Wie du die Bewegung im Sattel spürst

Über dein Becken kannst du erkennen, ob du im Links- oder Rechtsgalopp bist:

  • Im Linksgalopp schwingt deine linke Beckenseite sanft nach vorn-unten.

  • Im Rechtsgalopp ist es entsprechend die rechte Beckenseite.

Im Oberkörper spürst du eine feine Gegenrotation: Im Linksgalopp dreht sich dein Brustkorb leicht nach rechts, im Rechtsgalopp leicht nach links. Es sind nur wenige Grad – klein genug, um stabil zu bleiben, gross genug, um elastisch mitzuschwingen.

Häufige Schwierigkeiten

  • Zu starr: Wenn du dein Becken festhältst, blockierst du die Spiralbewegung. Dein Pferd reagiert mit Spannung oder Taktfehlern.

  • Zu viel Mitschwingen: Wenn du den Oberkörper überdrehst oder mit der Schulter nach vorne kippst, verlierst du Stabilität.

Das Ziel ist ein dosiertes Mitschwingen: Becken beweglich, Brustkorb elastisch, Schultern stabil in der Mitte.

Warum Yoga hilft

Twists – Drehhaltungen im Yoga – trainieren genau diese Balance: Beweglichkeit in Hüften und Wirbelsäule, Aufrichtung im Oberkörper und Weite im Brustkorb. Sie lehren dich, feine Rotationen bewusst zuzulassen, ohne dich zu verlieren.

Fünf hilfreiche Twists aus dem Yoga

  1. Halber Drehsitz (Ardha Matsyendrasana)
    Setze dich mit ausgestreckten Beinen hin. Stelle den rechten Fuss aussen neben dein linkes Knie. Der linke Ellbogen kommt an die Aussenseite des rechten Knies, die Hand vor die Brust. Richte die Wirbelsäule lang auf und drehe den Oberkörper nach rechts. Wiederhole später zur anderen Seite.

  2. Gedrehte Kindhaltung (Parivrtta Balasana)
    Aus der Kindhaltung streckst du den rechten Arm unter dem Körper nach links durch, bis Schulter und Schläfe den Boden berühren. Der linke Arm kann nach vorne ausgestreckt bleiben. Spüre die Drehung in Rücken und Schultern. Wiederhole zur anderen Seite.

  3. Gedrehte Rückenlage (Jathara Parivartanasana)
    Lege dich auf den Rücken, ziehe beide Knie zur Brust und lasse sie nach rechts sinken. Die Arme liegen ausgestreckt, der Kopf dreht nach links. Halte die Schultern am Boden. Nach einigen Atemzügen wechsle die Seite.

  4. Gedrehter Stuhl (Parivrtta Utkatasana)
    Gehe in eine tiefe Kniebeuge. Bringe den rechten Ellbogen an die Aussenseite deines linken Knies, die Hände vor der Brust. Richte die Wirbelsäule lang auf, während du dich nach links drehst. Achte darauf, dass beide Knie gleich weit nach vorn zeigen. Dann zur anderen Seite.

  5. Gedrehter Ausfallschritt (Parivrtta Anjaneyasana)
    Gehe in einen tiefen Ausfallschritt mit dem rechten Bein vorn. Setze die linke Hand aussen neben den rechten Fuss, der rechte Arm streckt sich nach oben. Drehe den Oberkörper nach rechts, die Hüften bleiben parallel nach vorne ausgerichtet. Dann die Seite wechseln.


Galopp ist keine gleichförmige Bewegung, sondern eine feine Spirale, die Pferd und Reiterin gemeinsam tragen. Dein Körper braucht Elastizität im Becken, Beweglichkeit in der Wirbelsäule und zugleich Stabilität im Oberkörper. Die fünf vorgestellten Twists im Yoga sind eine direkte Vorbereitung darauf: Sie lehren dich, die Drehung bewusst aufzunehmen, dabei aufrecht zu bleiben und in der Bewegung weich mitzuschwingen. So entsteht Leichtigkeit – und Galoppieren wird zu einem harmonischen Fluss.

Posted on August 17, 2025 .