Natürliche Schiefe beim Pferd - Ursachen, Auswirkungen und Übungen

Ein Blogpost von Ilena Forster, Natural Horsemanship Trainerin

Genauso wie der Mensch „besser“, geschickter, aber auch stärker mit einem Arm oder Bein ist, so sind auch Pferde unterschiedlich geschickt, aber auch kräftig, mit ihren Extremitäten.

Woher kommt die Schiefe? 

Da gibt es verschiedene Theorien und die Fachleute sind sich bis heute nicht einig; Manche gehen davon aus, dass Schiefe daherkommt, wie das Fohlen gekrümmt im Mutterleib liegt. Andere sind der Meinung, das Fohlen schaue sich das Verhalten von der Mutter ab und wählt so seine Vorliebe für ein Vorderbein. Einer weiteren Ansicht nach liegt es an der asymmetrischen Platzierung der inneren Organe und auch das Training durch den Menschen, welches oft linkslastig ist (kommt vom Militär: Führen von links, Satteln von links, Aufsteigen von links) könnte dazu beitragen.

Grundsätzlich kommt es meiner Meinung nach nicht so sehr drauf an, woher die Schiefe kommt, sondern dass man als Reiter ihr bewusst ist und dem Pferd hilft «sich auszugleichen». Wie bei uns selbst, kann man nur so die langfristige Gesundheit, aber auch die Leistungsfähigkeit von (Reit-)Pferd ermöglichen.

Was sind die Auswirkungen eines schiefen Körpers?

Durch die natürliche Schiefe wird immer ein Pferdebein vorn und hinten vermehrt belastet.

Kommt nun ein zusätzliches Reitergewicht dazu, eventuell sogar noch gepaart mit ungünstigen Haltungsbedingungen, kann dies leicht zu einer Überbelastung führen. Diese Überbelastung kann zu langfristigen gesundheitlichen Problemen wie wiederkehrende Lahmheiten, Arthrose, Sehnenproblemen etc. führen oder diese zumindest begünstigen.

Was kann man dagegen tun?

  1. Ganz wichtig ist es regelmässig an seinem eigenen Reitersitz, seiner Körperwahrnehmung, aber auch dem Erfühlen von Pferdebewegungen im Sattel zu arbeiten. Sitzlongen oder zumindest guter Reitunterricht, aber auch das Training des Körpergefühls am Boden wie z.B. Yoga sind wichtig, um dem Reitpferd ein guter Partner zu sein und es langfristig gesund zu erhalten.

  2. Am Pferd beginnt gute gymnastizierende Arbeit am Boden mit Führübung: Entspannungsübungen, Stellung und Biegung von Kopf/Hals im Stehen, dann im Schritt, Anhalten, geschlossen Hinstehen, Rückwärts treten, Seitengänge.

  3. Gymnastizierendes Longieren: Alles was in den Führübungen erarbeitet wurde, wird nun mit mehr Abstand auf grösseren Kreisen in unterschiedlichen Gangarten praktiziert. Auch Cavalettitraining und Geländetraining (bergauf und bergab) kann die Beugefähigkeit und Geschmeidigkeit, aber auch die Koordination und Motivation des Pferdes verbessern.

  4. Gymnastizierende Übungen mit der Trense: Abkauübungen und Handarbeit, sowie Doppellonge (ohne Ausbilder und Hilfszügel!!) für mehr Verständnis für die Trense und für eine feine weiche Verbindung zur Reiterhand können ein hilfreicher Zwischenschritt zum gymnastizierenden Reiten sein.

  5. Gymnastizierendes Reiten: Für mich besteht gymnastizierendes Reiten aus einer Abwechslung von schön und korrekt aufgebauten und gerittenen «Dressurübungen» auf einem Reitplatz und «Ausdauer- und Geschicklichkeitstraining» im Gelände. Auch Cavaletti- und leichtes Springtraining oder das Absolvieren von Trail Hindernissen können helfen, die Koordination von Pferd und Reiter zu verbessern.

Wichtig für mich ist das trotz der Wichtigkeit der Gesunderhaltung des Pferdes, der Spass und die Motivation beim Zusammensein, sowie Abwechslung im Vordergrund beleibt.

Posted on February 22, 2024 .