Wieso ich meine Tätigkeit als Shiatsu Therapeutin und Coach aufgebe

Nothing gold can stay. Das habe ich in den letzten zwei Jahren schon drei Mal geschrieben: als Penny gestorben ist, als ich meine zwei Yoga Tribe Studios geschlossen bzw. übergeben habe und nach drei Jahren Hotel Chesa Salis. Nun ist es wieder Zeit goodbye zu sagen.

 

Im März war ich drei Wochen in Namibia für die ersten Reitsafari & Yoga Retreats auf Kambaku. Wir hatten zwei wunderschöne Retreats und ich vorher noch den besten Roadtrip den es gibt mit Jeanine. Am zweitletzten Tag in Namibia sass ich auf einem Liegestuhl am Rande von der Lodge und schaute auf die Savanne. In diesem Moment wusste ich instinktiv, dass ich aufhören werde mit Shiatsu und Coaching.

 

Seit 2012 bin ich Shiatsu Therapeutin und seit 2016 arbeite – oder neu arbeitetet – ich als Coach. Mich fasziniert das Zusammenspiel zwischen Körper und Geist, wie das einte das andere beeinflusst und umgekehrt. Ich habe immer gerne Menschen in ihren Prozessen begleitet, sei dies in meinen Retreats, in Einzelsessions oder in der Zeit als ich als Körpertherapeutin in der Privatklinik in Meiringen gearbeitet habe.

 

Und doch war mir in dem Moment in Namibia klar: es ist gut. Es darf so sein.

 

Ich spielte schon öfters mit dem Gedanken wie es wäre, wenn ich nur noch meine Reiten & Yoga Retreats hätte. Den Gedanken wischte ich aber jedes Mal mit einer Begründung weg: es macht dir doch Spass, du hast doch Zeit, die Leute kommen gerne, du hast so viele Ausbildungen gemacht etc. etc. Es ist wie ein Schuh, der drückt. Erst merkt man es nicht, weil er hat ja immer gepasst. Dann hat man plötzliche eine Blase und irgendwann tut es weh und man merkt: der Schuh passt nicht mehr.

 

So geht es mir mit meiner Arbeit als Shiatsu Therapeutin und Coach. Ich habe mich verändert, meine anderen Tätigkeiten haben sich verändert und der Schuh drück. Ich merke, dass ich zwischen meinen Reiten & Yoga Retreats gerne Zeit für mich habe um mein Büro nachzuführen, um zu sein, Zeit mit Na’ima zu verbringen, mit weiterzubilden, zu schlafen, und auch einfach mal zu schauen auf was ich Lust habe.

 

Die letzten Jahre waren sehr getaktet bei mir. In der Zeit an der ETH Zürich war ich viel unterwegs für die Summer Schools, die wir organisiert haben. Nebenbei habe ich die Yoga Tribe Studios aufgebaut wie auch meine Shiatsu Praxis. Irgendwann kamen die Reiten & Yoga Retreats dazu, ich habe das akademische Umfeld hinter mir gelassen und etwas Neues begonnen. Ich bin nach Meiringen gezogen, wurde Körpertherapeutin, hab eine dreijährige Ausbildung zum Körpertherapie-Coach gemacht und bin zwischen Engadin, Zürich und dem Berner Oberland gependelt. Bis ich vor knapp sieben Jahren ganz in’s Engadin gezogen bin. Ruhiger wurde es nicht unbedingt, die Retreats liefen super und Helena und ich hatten die Schnapsidee und die Möglichkeit, die Chesa Salis zu übernehmen. Die Yoga Studios habe ich abgegeben, bin aber immer noch zwischen Zürich und dem Engadin gependelt und hab versucht, Termine für alle Shiatsu und Coaching Klientinnen zu finden. Ich habe es einmal ausgerechnet, ich hätte auch zwei reguläre Jobs nebeneinander machen können so hoch war das Pensum.

 

Wenn man immer viel los hat, gewöhnt man sich daran. Gut war bei mir - es machte mir im Grossen und Ganzen Spass, und es entsprach meinem Naturell immer etwas loszuhaben.

 

Namibia war anders. Ich habe seit 2015 wieder einmal zwei Wochen lang im gleichen Bett geschlafen. Ich hatte einen geregelten Tagesablauf. Und ich hatte Zeit. Hand auf’s Herz: einfach war es nicht immer und ich hatte Momente wo ich mich gefragt habe was nicht stimmt mit mir. Ich musste mir eingestehen, dass ich manchmal Mühe damit hatte, so wenig loszuhaben. Meine Morgen-Schreib-Routine hilft mir da immer, den Grund zu finden und die Lösung, wie ich mich wieder besser fühle. Das war wohl die Vorbereitung auf den zweitletzten Tag als ich Liegestuhl sass und wusste: Shiatsu & Coaching darf ich abschliessen.

 

Es war ein spezieller Moment, ohne hadern, ohne innere Bilder, ohne Folgegedanken was ist, wenn, einfach nur das Wissen: es ist gut so.

 

Am liebsten hätte ich dann und dort alles abgeschlossen. Aber ich wusste auch, das ist ein Prozess und das wird jetzt noch etwas gehen, bis es so weit ist. Ich habe mir später Gedanken gemacht, ob ich das wirklich will und was für Implikationen es für mich sowie meine Kundinnen hat.

 

Ich wollte mir auch etwas Zeit gehen, um zu sehen, ob sich mein Gefühl ändert, ob ich Wehmut empfinde. Was ich gespürt habe, ist Freude. Freude über meine Arbeit, und Freude, dass ich in Zukunft mehr Zeit habe. Zeit, in der wieder etwas entstehen kann.

 

Wenn ich etwas gelernt hab in den letzten Jahren ist es, dass wir lernen müssen loszulassen. Es ist sehr angesehen etwas zu starten. Ein neuer Job, ein neues Projekt, eine Selbstständigkeit, etc. Die Freude bei Mitmenschen über ein Ende hält sich aber oft in Grenzen. Mitleid wenn eine Beziehung zu Ende geht, gute Ratschläge wie ein Projekt noch zu retten wäre, oder einfach Ratlosigkeit, wenn man einen Job kündigt, den man nicht mehr machen möchte.

 

Ich möchte mit diesem Post auch Mut machen etwas zu beenden was nicht mehr passt. Ich bin kein Verfechter von alles beginnen und nichts beenden. Ich finde es gut, wenn man sich zwei, oder auch dreimal überlegt, ob man etwas beendet oder nicht. Aber ich finde, wir dürfen ruhig etwas mutig sein und auch einmal sagen, dass etwas schön war und nun zu Ende ist. Denn nur so können neue Dinge entstehen. Wie in der Natur. Im Frühling können auch nur neue Blätter spriessen, weil der Baum im Herbst die Energie zurückzieht und im Winter die Blätter abwirft.

 

Für die elf Jahre als Shiatsu Therapeutin und sechs Jahre als Coach bin ich sehr dankbar. Ich habe viel gelernt, hatte viele schöne Begegnungen und habe ein grosses Verständnis entwickelt für die verschiedenen Wege, die ein Leben gehen kann und möchte. Es hat mich mitfühlender gemacht, anderen und mir gegenüber. Ich nehme diese Lektionen mit, und teile sie fortan in meinen Reiten & Yoga Retreats. Und wer weiss was für Ideen ich noch habe!

Posted on April 13, 2023 .